Friedhof in Herscheid
Der die heutige Apostelkirche umgebende Kirchhof diente bis zum Jahre 1832 als Begräbnisplatz.
Da die Friedhofsmauer zu den anliegenden Grundstücken in der Süd- und Ostseite recht brüchig
geworden und die Seelenzahl der Gemeinde angewachsen war, wurde 1826 mit der Planung eines
neuen Friedhofes begonnen. Um dieses Vorhaben zu verwirklichen, erwarb die Evangelische
Kirchengemeinde auf dem Lienkamp (Lindenkamp) eine etwa drei Morgen große Ackerfläche. Der
größte Teil wurde von Wilhelm Pollmann für 283 Taler angekauft. Einen kleineren Teil erwarb die
Kirchengemeinde von der Witwe Johann Diedrich Alberts für 12 Taler. Für die Anlage des
Friedhofs mussten weitere 138 Taler aufgewendet werden.
Den neuen Totenhof, wie er seinerzeit genannt wurde, weihte Pfarrer Friedrich Eberhard Nohl am
25. November 1832 ein. Durch einen zwölf Fuß breiten Kreuzweg war die quadratische Fläche in
vier gleich große Felder aufgeteilt worden. Die beiden oberen Felder wurden für Reihengräber, die
beiden unteren für Erbbegräbnisse vorgesehen. Da jedoch bereits 1866 die beiden
Reihengräberfelder belegt waren und von einer Wiederbelegung alter Grabstätten abgesehen
wurde, musste auch der untere, östlich gelegene und für Erbgruften reservierte Teil, für
Reihengräber in Anspruch genommen werden.
Als auch diese Fläche nach einigen Jahren vollkommen genutzt war, wurde auf Wunsch der
Gemeinde zur Vergrößerung des Friedhofes eine südlich gelegene Ackerparzelle in der Größe von
einem Morgen von dem Wirt Johannes Schürmann für 250 Taler angekauft. Am 23. Juli 1871
konnten die beiden neuen Felder von Pfarrer Wilhelm Spaeing eingeweiht werden. In den Jahren
1846/47 wurde die zwischen dem Weg nach Elsen und dem Begräbnisplatz brach liegende schmale
Fläche mit Tannen angepflanzt. Ebenso erfolgte eine Einfriedung des Friedhofs durch eine Hecke.
In den Jahren 1849/50 wurden entlang der Hauptwege Linden und Kastanien gepflanzt.
Bei regnerischem Wetter sammelte sich hin und wieder auf dem nordöstlichen Teil des Friedhofes
Wasser in den Gräbern. Um diesen Übelstand zu beseitigen, wurden in den Jahren 1867 bis 1869
unter Aufwendung nicht unerheblicher Mittel Gräben mit Drain-Röhren und Steinen angelegt.
Durch diese Maßnahme konnte der Übelstand völlig beseitigt werden, wie Pfarrer Spaeing 1878 zu
berichten wusste. Ebenfalls wurde das hölzerne Tor durch ein eisernes ersetzt.
Eine weitere Ausdehnung des Friedhofs erfolgte durch den Ankauf einer weiteren Parzelle von
dem Bäcker Wilhelm Schürmann (Wilhelmshöhe) in den Jahren 1881-1883.
Zur Einfriedung wurde 1884 eine Weißbuchenhecke für 397 Mark angepflanzt. Nachdem zwischen
der politischen Gemeinde und der Kirchengemeinde 1910 ein Erbbauvertrag abgeschlossen
worden war, errichtete die Gemeinde Herscheid auf dem Friedhofsgelände in unmittelbarer Nähe
des Eingangs eine Leichenhalle.
Im Jahre 1918 wurde auf dem südlichen Teil des Friedhofes ein Heldenfriedhof angelegt.
Herscheider Soldaten, die zunächst am Kreuzpunkt zweier Wege beigesetzt worden waren, fanden
hier eine letzte Ruhestätte. Die Umbettung nahmen am 13. Dezember 1918 Sanitätsmannschaften
vor, die auf ihrem Rückzug durch Herscheid kamen. Ein Denkmal mit den Namen aller im Ersten
Weltkrieg gefallenen Herscheider Soldaten wurde am 15. August 1920 anlässlich des Wehrfestes
eingeweiht.
In späteren Jahren wurde der Heldenfriedhof zu beiden Seiten durch je ein Gräberfeld flankiert.
Der Friedhof, der durch diese beiden Gräberfelder eine beachtenswerte Erweiterung erfahren hatte,
wurde nach mehrjähriger Planung in den Jahren 1931 bis 1934 um eine weitere Fläche oberhalb
der heutigen Friedhofskapelle ausgedehnt. Eine Bepflanzung mit Linden und Rotdorn sollte
diesem neuen Teil ein freundliches Aussehen verleihen.
Zwölf deutsche Soldaten, die in den letzten Kriegstagen im April 1945 in den Kämpfen um
Herscheid gefallen und zunächst an Ort und Stelle begraben worden waren, wurden im Juli des
gleichen Jahres östlich des Ehrenfriedhofs beigesetzt. Im Zuge einer Erweiterung und
Umgestaltung der Ehrenmalanlage im Jahre 1957 wurden sie zur linken und rechten Seite des
Denkmals nochmals umgebettet.
Da durch den zunehmenden Autoverkehr die Leichenzüge - vor allem aus den Außenbezirken - zu
Beginn der sechziger Jahre den Straßenverkehr immer stärker behinderten, wurde 1966/67 auf dem
Friedhof eine Kapelle mit drei Leichenkammern sowie Toiletten und einem Geräteraum im
Kellergeschoss errichtet. Die alte Leichenhalle in der Nähe des Haupteingangs wurdeabgebrochen. Anfang der siebziger Jahre erfolgte - zum Teil durch Aufschüttung - die Herrichtung eines weiteren Begräbnisfeldes unterhalb der neuen Kapelle.
Die ersten Kolumbarium-Kammern entstanden 1993 an der Westseite der Friedhofskapelle. Weil die Feuerbestattungen in den folgenden Jahren zunahmen, waren Erweiterungen 2 Jahre später erforderlich. 2003: 96 Kammern, 2009: 56 Kammern, 2012: 96 Kammern.
Seit 1996 sind auch Bestattungen auf Gemeinschaftsfeldern auf dem Herscheider Friedhof möglich. Im Jahre 2000 wurde der Friedhof der zentralen Verwaltung des Evangelischen Friedhofsverbandes Lüdenscheid/Plettenberg angeschlossen.
Evangelischer Friedhofsverband
Lüdenscheid/Plettenberg
Friedhof Herscheid
Plettenberger Str. 11
58849 Herscheid
02357 2246