Das Ortsfamilienbuch für die Gemeinde Herscheid 1733 bis 1900
Bei dem Ortsfamilienbuch für die Gemeinde Herscheid handelt es sich um eine alphabetisch sortierte Zusammenstellung aller Familien und deren Lebensdaten, die über einen gewissen Zeitraum in Herscheid gelebt haben. Als wichtigste Grundlage für das Ortsfamilienbuch (kurz OFB) dienten die Original-Kirchenbücher der Evangelischen Kirchengemeinde Herscheid aus den Jahren 1733 bis 1900. Die Familiendaten Daten (Geburten/Taufen, Heiraten/ Dimissoriale* und Sterbefälle/Beerdigungen) wurden hierfür aus den Kirchenbüchern in das Genealogie-Programm Gen-plus_win übertragen, das gegen Aufpreis mit einem Modul zur Erstellung eines OFB ausgestattet ist. Die veröffentlichten Angaben befinden sich alle im Rahmen des Datenschutzes!
[*Dim =Dimissoriale Das Entlassschreiben ist eine Bestätigung, die es erlaubt, eine kirchliche Amtshandlung, meist die Trauung bei einer anderen als der eigenen Kirchengemeinde durchführen zu lassen, die diese eigentlich durchführen müsste. Das Dimissoriale wird vom Pastor oder Pfarrer der eigenen Ortsgemeinde ausgestellt. Quelle: Gen-Wiki]
Von 1808 bis 1814 gab es in Westfalen keine Kirchenbücher, [Code Civil/Code Napoleon], sondern Zivilstandregister, in denen Herscheid und Valbert als Mairie Ebbe gemeinsam verwaltet wurden. Diese Register befinden sich ebenfalls im Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Herscheid und die Daten daraus wurden mit in das Genealogie-Programm übernommen. Nach zehn Jahren Schreibarbeit war mit der Transkription der erste Schritt zum OFB beendet. Gleichzeitig hatte die langjährige Arbeit zur Folge, dass die Eintragungen aus den zum Teil kaum noch lesbaren Kirchenbüchern und Zivilstandesregistern wieder lesbar sind. Die Suche nach den eigenen Vorfahren hat sich dadurch erheblich vereinfacht.
Als ergänzende Quelle für das Buch diente das Internetportal Archion. Ein kostenpflichtiges Kirchenbuchportal der EKD und den evangelischen LandeskirchenDurch die dort veröffentlichten Kirchenbüchern aus dem Märkischen Kreis, konnten zahlreiche Datenlücken geschlossen werden. Die Angaben von Herscheider Personen, die in eine der umliegenden Städte abgewandert sind, wurden dadurch ergänzt. Eine zusätzliche Quelle bei der Erstellung des OFB waren die Sonntagsblätter für die evangelische Gemeinde Herscheid. Die darin befindlichen Texte zu besonderen Familienereignissen wie Ehejubiläen, Geburtstage oder Nachrufe zu gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs wurden den Personen zugeordnet und geben einen interessanten Einblick in die jeweilige Familiengeschichte.
Ziel des Herscheider OFBs ist es, so viele Familien wie möglich zusammenzufassen. Aus unterschiedlichen Gründen ist dies nicht immer ist es gelungen. Ein Grund sind unter anderem die Lücken, die sich in den Kirchenbüchern befinden. Mal fehlen ganze Jahrgänge, mal nur einige Seiten. Auch wenig aussagekräftige Informationen in den Aufzeichnungen machen eine Zuordnung zu einer Familie oft unmöglich. Beispielsweise wird man nie erfahren, wer das "Bettelweib“ war, dass" zu Reblin in seines Hauße gestorben” ist und von “Unna sein soll“ oder die “Weibes Persohn so aus dem Kirchspiel Valbert gebürtig und sich hier einige Jahre aufgehalten hat” und auch den Namen des „catholischen Fremdlings“ wird man niemals erfahren. Diese Personen, die im Kirchenbuch ohne Familiennamen aufgeführt sind, findet man im OFB unter der gebräuchlichen Bezeichnung N.N. (Nomen nescio), was bedeutet "ich weiß den Namen nicht".
Ein weiteres Problem für die genaue Zuordnung sind Namensänderungen einiger Familien. Beispielsweise wurde aus dem Namen Germelinghaus später Alberts, und Mitglieder der Familie Specht nannten sich in späteren Jahren Scharpe. Auch die Bezeichnung Bauckhage alias Herfel oder Voss vulgo Stahlschmidt findet man in den Kirchenbüchern, um nur einige zu nennen. Ähnliche Schreibweisen von Namen wie beispielsweise Bräucker /Bröcker, Schröder/Schröer oder Weber/Wever erschweren ebenfalls in einigen Fällen eine Zuordnung.
Aber nicht nur Familiennamen, sondern auch die Vornamen einiger Personen wurden oft geändert. Meist bleibt der Grund dafür im Dunkeln, aber hin und wieder hat der Pfarrer zumindest einen Hinweis hinterlassen. Hier drei Beispiele aus den Kirchenbüchern „Der verstorbene Johann Caspar Schröder wurde Peter genannt; er ist jedoch Johann Caspar getauft worden und konnte daher auch nur unter diesem Namen ins Kirchenbuch eingetragen werden“ oder „Die Verstorbene wurde Anna Maria genannt; im Tauf -Register ist sie als Maria Catharina aufgeführt welchen Namen eine ältere Schwester führte. Die Verwandten gaben den Namen Anna Maria als den richtigen an“ und „Die Henriette Schröder ist nach Aussage ihres Bruder W. Schröder Caroline getauft worden und wurde auch so genannt“. Ebenfalls für Verwirrung sorgt, dass die Pfarrer bei Heiraten, die Braut sehr häufig mit dem Geburtsnamen der Mutter eingetragen haben.
Die unterschiedlichen Schreibweisen der Familiennamen und auch der Vornamen, zwingen dazu, diese für das vorliegende OFB zu vereinheitlichen. Während bei den Familiennamen die unterschiedliche Schreibweise in Klammern aufgeführt ist, wird beim Vornamen nur einer genannt, Carl anstatt Karl, Clara statt Klara oder Henriette statt Henrietta usw. Die Angaben zu Paten, Zeugen, Eltern der Brautleute und Orte, sind in der Originalschreibweise übernommen, damit die damalige Schreibstil von Familiennamen und Herscheider Ortsteilen erhalten bleibt.
Alle diese genannten Dinge führen dazu, dass nicht sämtliche Personen einer Familie zugeordnet wurden, obwohl sie eventuell zu einer der Aufgeführten gehören. Auf diese Weise soll ein Fehler vermieden werden, der in den 1930er Jahren begangen wurde. Damals hat ein “Ahnenforscher” in kürzester Zeit für alle großen Herscheider Familien Stammbäume gezeichnet, die, wie im Nachhinein festgestellt wurde, zum Teil erhebliche Fehler enthalten. Das Ortsfamilienbuch für die Gemeinde Herscheid dient so wie jedes OFB ausschließlich als genealogisches Hilfsmittel.
Herscheid 2024