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Der Himmel ist offen! Amen.

Redaktion

Eine Predigt von Inge Rethemeier.



Lieder zum Mitsingen:




Predigt in Schriftform zum Nachlesen

Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.


Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.

Mit diesem Spruch des Tages aus dem 12. Kapitel des Johannesevangeliums grüße ich alle zum Gottesdienst heute. Wir feiern Christi Himmelfahrt. Aber ist dies überhaupt ein Grund zum Feiern? Müsste dieser Tag nicht vielmehr von Trauer erfüllt sein, denn die Zeit, wo Jesus sichtbar unter uns war, ist nun zu Ende, und er kehrt heim zu seinem himmlischen Vater, wir aber bleiben allein zurück? Genauso traurig reagierten ja auch zunächst die Jünger, von denen der Anfang der Apostelgeschichte erzählt: „Jesus wurde vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, weg vor ihren Augen. Und sie sahen ihm nach, wie er gen Himmel fuhr.“


Wir kennen sicher alle solche Himmelfahrtsbilder, die diese Stimmung –manchmal auf recht unbeholfene Weise- wiederzugeben versuchen. Da sieht man etwa am oberen Bildrand noch die Füße und ein Stück des Gewandes Jesu, der Rest ist von einer Wolke verhüllt. Und darunter stehen die Jünger, die bestürzt und hilflos nach oben blicken. Man sieht ihnen an: Am liebsten möchten sie hochspringen und Jesus an den Füßen festhalten, aber das geht ja nun leider nicht. Also bleibt eine traurige Abschiedsstimmung. Die Jünger hatten eben buchstäblich das Nachsehen.


Jedoch: Dass soll nicht so bleiben. Denn die Geschichte fährt fort: „Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. Die sagten: Was steht ihr da und seht gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.“


Ja, Abschied ist immer traurig, denn er ist ein Blick zurück. Aber nun wird uns von Gott gesagt: Blickt nach oben, denn der Himmel ist offen, die Verbindung zu Jesus frei. Und blickt nach vorn: Geht mit Jesus weiter und seid gewiss: Er wird wiederkommen. Ihr seid nie mehr allein!


Sie werden also daran erinnert, was ihnen Jesus schon längst ins Herz schreiben wollte. An jenem Abend, ehe er verraten und gefangen genommen wurde, da hatte er noch lange mit ihnen geredet über den Weg, den er nun für sie und für alle Welt ans Kreuz ging, aber dass dies nicht das Ende, sondern vielmehr ein neuer Anfang der guten Wege Gottes war. Er werde zum Vater heimkehren, der ihn gesandt habe, und so nicht mehr sichtbar bei ihnen sein. Aber sie sollten darüber nicht traurig sein, denn dies sei kein Verlust, sondern ein Gewinn. Er werde auf andere, größere und umfassendere Weise bei ihnen sein.


In seinem Wort sei er ihnen nahe und werde zu ihnen sprechen. Er sei in ihrer Mitte, woimmer sich Menschen, und seien es nur zwei oder drei, in seinem Namen versammeln. Er sei bei ihnen in seinem Frieden, den er ihnen lasse in aller Angst und Unruhe dieser Welt, und der ihnen die Gewissheit schenke: Ich steh in meines Herren Hand, was auch geschieht.


Er bleibe mit seinem Geist bei ihnen, den er ihnen senden werde als Tröster, der die Herzen stärkt und aufrichtet; der das Leben aufschließt, damit er als der Herr eintreten kann; der die Taten, die in seinem Namen geschehen, segnet und zur Frucht für andere werden lässt. Und er sei bei ihnen als der Herr, dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel wie auf Erden und vor dem jeder für sein Leben Rechenschaft ablegen muss, der aber den, der zu ihm kommt, als Fürsprecher beim Vater vertritt.


Nach allen guten Worten aber tut Jesus nun das Entscheidende, dass er für seine Jünger betet. Und ein Teil dieses Gebetes aus dem 17.Kapitel des Johannesevangeliums ist unser Predigttext heute (Verse 20-26):


"Jesus hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: Vater, ich bitte nicht allein für die, die du mir gegeben hast, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, dass sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns eins sein, auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, auf dass sie eins seien, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, auf dass sie vollkommen eins seien, und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst. Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe die Welt gegründet war. Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen.


Dass wir alle eins sind und bleiben, darum betet Jesus. Und so sollen wir als erstes Menschen sein und bleiben, die mit Jesus eins sind.


Wir sollen nicht auf die Stimme unseres Herzens oder die Meinung der Leute hören, sondern uns seinem Wort ganz öffnen und es zum Maßstab für unser Leben nehmen. Wir sollen nicht auf eigenen Wegen unser Glück suchen, sondern ihn im Gebet um Rat und Weisung fragen. Wir brauchen nicht zu versuchen, durch unsere eigenen Aktivitäten die Welt zu retten, sondern können uns in den Dienst dessen stellen, der die ganze Welt zum Eigentum hat. So sollen wir Christen sein: Menschen, die Jesus Christus den Herrn ihres Lebens sein lassen und in seiner Nachfolge leben.


Als zweites sollen wir Menschen sein und bleiben, die auch untereinander, als seine Gemeinde, eins sind. Dies bedeutet sicherlich nicht, dass es keine verschiedenen Konfessionen geben dürfte, kein Nebeneinander von unterschiedlichen Frömmigkeitsstilen, und dass in der Gemeinde alle immer einer Meinung sein müssten.


Ich denke, darin liegt zunächst einmal gerade der Reichtum der Gemeinde, dass jeder anders ist und gerade so in seiner Besonderheit von Gott gebraucht wird. Gerade in der Vielfalt liegen doch der Reiz und die Kraft einer Gemeinde. Der eine verfasst eine „Andacht zum Tage“, und der andere überlegt, wie die Kirche baldmöglichst wieder zum Gottesdienst geöffnet werden kann; der eine besucht Kranke, und der andere erzählt Kindern von Jesus; der eine betet für den anderen, und der andere kann ihm tatkräftig helfen.


Nur muss dies ein Miteinander bleiben und darf nie zum Gegeneinander werden oder zum Aneinandermessen, wer der bessere Christ ist oder wessen Gaben wertvoller sind. Denn jeder für sich allein ist unvollkommen in seinem Glauben, Bezeugen und Handeln. Jeder braucht die Ergänzung und Korrektur in der Gemeinde. Nur im Miteinander und im lebendigen Zusammenspiel sind wir der Leib Christi mit seinen unterschiedlichen Gliedern und Organen, aber unter dem gemeinsamen Haupt Christus.


Als drittes aber sollen wir Menschen sein und bleiben, die aus der Liebe untereinander ein Zeugnis sind für die Welt und eine Einladung für jeden, der noch nicht dazugehört. Denn ob es nun um die Familie geht, um die Politik und gerade auch die Gemeinde: Zwar hat jeder seine eigene Meinung und Sicht der Dinge, aber es kann nicht sein, dass einer seine Überzeugung zum absoluten Maß macht, zur allgemeingütigen oder zumindest besseren Wahrheit, der alle zu folgen haben.


Bei uns ist etwas Anderes angesagt: Mit offenen Ohren und Herzen aufeinander hören, geduldig Argumente austauschen, den anderen in seiner anderen Sicht achten, nach gemeinsamen Lösungen suchen, auch wenn sie nie perfekt sind, und vor allen Dingen füreinander und für einen guten Weg beten.


Wie heilsam und einladend ist dann auch die Wirkung nach außen, wenn die Leute nämlich merken: Es gibt zwar Meinungsverschiedenheiten und manchmal auch Reibereien, aber alle sind bereit, sich auch wieder unter Gottes Wort zu beugen, sich selbst in Frage stellen zu lassen und auf den anderen zu hören. Das macht dann auch anderen Mut, sich selbst mit ihren Eigenarten, aber auch mit ihren Schwächen einzugliedern, weil sie spüren, dass die vergebende, heilende und einende Liebe Christi in seiner Gemeinde eine gelebte Wirklichkeit ist.


Und schließlich sollen wir Menschen sein und bleiben, die in der Einheit mit Jesus und mit anderen auch seine Herrlichkeit sehen. Noch sind wir auf dem Weg. Noch ist die Einheit lückenhaft und voller Fehler. Noch säumen auch Schuld und Versagen unseren Weg, gegenüber Gott, in der Gemeinde und nach außen. Und doch hat unser Weg ein festes Ziel: Einmal dürfen wir sehen, was wir seit Himmelfahrt glauben dürfen.


Einmal werden wir ganz eins sein mit Jesus, weil wir dann sein Wort ganz verstehen und ihn nichts mehr zu fragen brauchen. Einmal werden wir ganz eins sein als seine Kinder und aus den vielen unterschiedlichen irdischen Stimmen ein wohlklingender Chor zu seinem Lob geworden sein. Einmal wird auch das Zeugnis der Liebe Christi so klar sein, dass man ohne Zweifel erkennen kann, zu wem wir gehören.


Und dieses Ziel ist deshalb gewiss, weil Jesus heute für uns betet. Sein Gebet hält uns hier schon fest und ruft uns täglich neu zurück in seine Spur. Und was könnten wir Besseres tun für uns, für seine Gemeinde und die ganze Welt, als in dieses Gebet einzustimmen: dass die Einheit mit ihm und untereinander wachse und er auch unter uns immer mehr das werde, was er seit seiner Himmelfahrt schon ist – unser Herr im Himmel und auf Erde. Und das ist dann wahrhaft ein Grund, auch heute schon fröhliche Lieder zu singen – denn: Der Himmel ist offen! Amen.



Gebet:

Herr Jesus Christus,

nicht selten sehnen wir uns danach, du möchtest mitten unter uns sein, so dass wir dich direkt vor Augen haben.


Wir meinen, unser Glaube würde dann fester und gewisser sein, frei von Zweifel und Anfechtung.

Doch zugleich wissen wir auch, dass das, was du, Herr, für uns bist, sich nicht mit Händen festhalten, sondern nur im Glauben begreifen lässt.

Du sitzt zur Rechten Gottes, des Vaters, und lässt uns doch deine Gegenwart mitten unter uns erfahren – in deinem Wort und an deinem Tisch, in Liebe und Vergebung, im Weitergeben deiner Hilfe und im Gebet.

So kommen wir zu dir mit den Worten, die du uns gelehrt und zu sprechen erlaubt hast:

Vater unser im Himmel…

Der Herr segne dich und er behüte dich.

Er lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir seinen Frieden.

Amen.


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Redaktioneller Hinweis: Wegen technischer Probleme mit unserem Website-Editor erscheint die Predigt heute nicht ganz so wie gewohnt. Leider können wir Ihnen die Lieder nur als Verlinkungen zur Verfügung stellen und sie nicht direkt in die Predigt einbauen. Wir arbeiten daran das Problem schnellstmöglich zu beheben; auch wenn es nicht den Anschein hat, dass es ein Anwenderfehler ist. Dennoch bitten wir um Entschuldigung. Haben Sie einen gesegneten Feiertag!

– Maximilian Birke, Koordinator der Internetpräsenz


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