Ein Gedanke von Ruth Rabenschlag.
Das Lied der Konfirmanden
Früher war es in meiner Heimatgemeinde üblich, dass die Konfirmanden in ihrem Konfirmationsgottesdienst das "Lied der Konfirmanden" vortrugen. Dieses Lied suchte allein der Konfirmator aus. Bei meiner Konfirmation sangen wir:
Jesu, geh voran auf der Lebensbahn! Und wir wollen nicht verweilen, dir getreulich nachzueilen; führ uns an der Hand bis ins Vaterland.
Soll's uns hart ergehn, lass uns feste stehn und auch in den schwersten Tagen niemals über Lasten klagen; denn durch Trübsal hier geht der Weg zu dir.
Rühret eigner Schmerz irgend unser Herz, kümmert uns ein fremdes Leiden, o so gib Geduld zu beiden; richte unsern Sinn auf das Ende hin.
Ordne unsern Gang, Jesu, lebenslang. Führst du uns durch rauhe Wege, gib uns auch die nöt'ge Pflege; tu uns nach dem Lauf
deine Türe auf.
In der heutigen Zeit würde man für junge Konfirmanden sicherlich ein anderes Lied wählen. Dieser Text ist bestimmt von einem Frömmigkeitsstil, der junge Menschen heute nicht unbedingt mehr anspricht.
Ehrlich gesagt, die erste und letzte Strophe gingen ja noch, aber mit dem Rest des Liedes konnten wir damals nicht so richtig viel anfangen. Klar, wir wollten nach der zweijährigen Unterweisung Jesus wohl "nacheilen". Aber wir machten uns noch keine Sorgen über unsere Zukunft, sondern freuten uns auf ein wunderbares, spannendes Leben.
Wir hatten keine Ahnung, wie es langfristig weitergehen würde, was an Freuden, Glück, aber auch an Trübsal, Krankheiten, kleinen und großen Katastrophen uns und unseren Lieben geschehen könnte. Wie würde es weitergehen in unserer Welt? – Keine Ahnung. Klimawandel und Corona-Pandemie kannten wir auch noch nicht, wie denn auch.
Heute, kurz vor meiner Jubelkonfirmation, habe ich den Text wieder in der Hand, nehme ihn aber ganz anders wahr. Er erinnert mich an ganz viel Segen, Gottes Geleit, seine Hilfe und spürbare Nähe in schwierigen Lebenslagen und vermittelt mir: Vertrau dich unserem Gott ruhig weiterhin an, in guten aber auch in schweren Zeiten und habe dabei stets das Ende im Blick: "Tu uns nach dem Lauf deine Türe auf."
Das Beste kommt also noch. Und damit kann ich weiterleben, egal was noch passiert.
Dieses Vertrauen wünsche ich auch Ihnen und Euch.
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